Auch auf allen vier Teilen des Werks, denen jeweils Einzelveröffentlichungen gewidmet waren, finden sie sich wieder.
Farbgebung und Strukturen variieren, doch die Grundidee bleibt – wenn auch die Kreise statt in düsterem Schwarz hier nun in metaphorischem Gold glänzen. Die geometrischen und dennoch vor Energie vibrierenden Formen der Kreisfragmente sind unverkennbar einem Phänomen verbunden, das derzeit unter Design- und Architekturliebhabern wieder en vogue ist: dem Brutalismus. Dieser Stil, für den unter anderem die Rohheit von Oberflächen charakteristisch ist, findet seinen Reflex vor allem in den linolschnitthaften Formen der Kreiselemente. Gestalter des Coverdesigns war der ungarischstämmige Künstler Imre Vincze, der seit 1962 Ausstattungsleiter bei den Salzburger Festspielen war. Dort sorgte er auch dafür, dass die Festspiele durch ein einheitliches grafisches Konzept in ihrer Außenwirkung markant hervortraten. Karajan fand in ihm schnell einen seiner engsten künstlerischen Weggefährten. Dass er ihm die Gestaltung der epochalen Aufnahmen anvertraute, war eine logische Konsequenz dieser Künstlerfreundschaft.
Karajan hatte die Opern für Deutsche Grammophon mit denkbar größter Sorgfalt im Studio, in diesem Fall jeweils in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem, in den Jahren von 1967 bis 1970 aufgenommen.
Ebenfalls mit den Berliner Philharmonikern unter Karajan und größtenteils in identischer Besetzung wie im Studio erfolgte dann die Aufführung des Bühnenfestspiels für drei Tage und einen Vorabend bei den quasi zu diesem Zweck gegründeten Osterfestspielen in Salzburg in den Jahren 1967 bis 1970.
Dieses Vorgehen hatte den unschätzbaren Vorteil, dass Karajan im Studio detailliert am Klang feilen konnte und sich anschließend in Salzburg bei Proben überwiegend auf die szenische Darstellung konzentrieren durfte. Wenige Monate später erschien das jeweilige Album: eine logistische Meisterleistung und eine geniale Marketingidee!
Für die von vornherein von Karajan geplante Umsetzung der vier Opern auf der Bühne bei den Salzburger Osterfestspielen entwarf Günther Schneider-Siemssen die Bühnenbilder. Mit Karajan verband ihn eine enge Arbeitsgemeinschaft, 28 Inszenierungen entwickelten beide zusammen. Da dieser Künstler insgesamt sieben verschiedene Zyklen von Richard Wagners Ring-Tetralogie ausstattete, betitelte man ihn übrigens als »Herr der Ringe«.
Der Erfolg der Aufnahmen war immens und lange hielt man an Vinczes Gestaltung fest, doch in den späten 1970er-Jahren wurden die Cover durch den vielfach für DG tätigen Grafiker Werner Koberstein dem sich wandelnden Zeitgeschmack angepasst und dafür Bilder aus der Salzburger Inszenierung gewählt.
Auch auf dem Cover der aktuellen Karajan-Ring-Ausgabe von Deutsche Grammophon ist Schneider-Siemssens Salzburger Bühnenbild in Form einer Szene aus Die Walküre präsent.
Ob das Design von Imre Vincze für das 150. Ring-Jubiläum im Jahr 2026 wohl wieder eine Renaissance erfährt?
Das wissen derzeit nur die Nornen.